Der Goldene Apfel der Deutschen

Eine im Stil klassischer historischer Romane verfasste alternate history zum Kampf um Wien im Jahr 1683.

Was als Buchtitel gewählt wurde, war die prosaische Bezeichnung der osmanischen Türken für Wien. Goldener Apfel (Kizil Elma) allein ist als Sinnbegriff für ein höchst erstrebenswertes, schwer gewinnendes Gut zu verstehen. Das zugefügte Attribut der Deutschen machte daraus einen kriegerischen Slogan. Nach der Eroberung von Konstantinopel und Belgrad, von den Türken ebenfalls als Goldene Äpfel tituliert, war Wien ins Blickfeld der osmanischen Sultane gerückt. Süleyman der Prächtige siegte in Ungarn und machte sein Reich zur europäischen Großmacht. An Wien biss er sich allerdings die Zähne aus. 1529 mußte er die Belagerung wegen eines frühen Wintereinbruchs abbrechen. Sein Scheitern machte Wien in den Augen der osmanischen Krieger womöglich noch begehrenswerter. Eine Legendenbildung setzte ein und man darf sich vorstellen wie Janitscharen und Reiter vor ihren Kochkesseln sitzend sich in die sagenhaft reiche Stadt hinein träumten.

Einhundert Jahre nach dem Tod des großen Süleyman trat Sultan Mehmed IV, an die Spitze des alternden Osmanischen Reiches. Mehmed besaß weder Begabung noch Ehrgeiz, bewies aber eine glückliche Hand bei der Wahl seiner Großwesire. Der erste reformierte den zerfallenden Staat mit eiserner Hand und führte wieder Krieg, der zweite wagte nach langem wieder einen Vorstoß nach Westen, der dritte, Großwesir Kara Mustafa will das Werk zu Ende bringen. . Der Kaiser scheint schwach, Ludwig XIV, bedrängt das Deutsche Reich im Westen. Kara Mustafa akkordiert sich mit dem französischen Botschafter in Konstantinopel auf eine gemeinsame erpresserische Politik. In der Folge fordern beide Seiten unter Kriegsdrohung Gebietsabtretungen.

Osmanisches Reich 1680 n. Chr.
Osmanisches Reich um 1680
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Soweit die Ausgangslage zum Buch, das, wenn auch auf Spannung geschrieben. dem Leser ein Verständnis für die politischen und militärischen Geschehnisse bietet. Nach dem Prolog, der erklärt, warum ein brandenburgischer Offizier unbedingt den Dienstherren wechseln will, um gegen die Türken zu kämpfen, reist der Sondergesandte Caprara im Feber 1682 nach Konstantinopel ab, um für den Kaiser die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Ziemlich spät, wie sich herausstellt und mit zu wenigen Vollmachten. Die türkischen Verhandler lachen ihm ins Gesicht, weil er nichts Ordentliches anzubieten hat. Im Sommer beginnt der Krieg auf einem Nebenschauplatz.

Nach der Schneeschmelze bricht eine gewaltige türkische Streitmacht gegen Nordwesten auf. Erwartet wird ein Angriff auf die kaiserlichen Festungen in Westungarn. Doch Kara Mustafa setzt alles auf eine Karte und führt sein Heer gegen Wien. In Eilmärschen herangeführte Söldner treffen gerade noch rechtzeitig in der stark befestigten Stadt ein. Die Verteidiger glauben sich also bestens gerüstet und zeigen Gelassenheit, bis am ersten Belagerungstag Flammen gegen das kaiserliche Zeughaus schlagen und trotz verzweifelter Bemühungen Pulver, Waffen, Munition und Vorräte in die Luft fliegen. Dieses Unglück leitet den alternativen Teil des Romans ein. Es ist ein Beinahe-Ereignis, das ausblieb, obwohl es greifbar nahe lag. Der ideale point of divergence für ein Stück alternativer Weltgeschichte.

Nun brennt ein ganzes Stadtviertel und ein Gutteil des Schwarzpulvers, das die Kanonenkugeln gegen den andringenden Feind hätte schleudern sollen, sind mit einem Donnerschlag verpufft. Die türkischen Belagerer, die zu diesem Zeitpunkt noch keinen einzigen Schuss auf die Stadt abgefeuert haben, können ihr Glück kaum fassen. Unverständlich für sie ist, dass Kommandant Starhemberg die Stadt gegen freien Abzug nicht übergibt. Ein blutiger Belagerungskrieg hebt an, ängstlich verfolgt vom christlichen Europa. Eine Weile darf es hoffen, dass der türkische Vorstoß bei Wien zu stehen kommt. Ein Heer aus kaiserlichen, bayrischen und Reichsdeutschen Truppen zieht heran und wagt mutig eine Schlacht gegen den weit überlegenen Gegner, die mit einer alles entscheidenden Niederlage endet. Nun liegt das Schicksal der Wiener in den Händen des türkischen Heerführers Großwesir Mustafa Omar Pascha. Über den Mann, der vermutlich wegen seines dunklen Teints als Kara (der Schwarze) Mustafa in die Geschichte eingegangen ist, existieren keine verlässlichen biographischen Aufzeichnungen. Zeitgenössische christliche Autoren haben ihn propagandistisch dämonisiert, die osmanischen zunächst verunglimpft und dann totgeschwiegen.

Zu antizipieren, was er mit dem eroberten Goldenen Apfel angestellt hätte, ist eine von vielen Spekulationen im Buch. Wäre der Autor dem klischeehaften Kara-Mustafa Bild des grausamen Böslings gefolgt, hätte er konsequenter Weise über Plünderung, Mord und Brandschatzung geschrieben. Stattdessen hat er Hinweisen vertraut, die auf einen differenzierteren Charakter schließen lassen. Der Schrecken der Christenheit besaß Humor und zeigte zumindest manchmal Empathie im Umgang mit Gefangenen. Überdies war er Pragmatiker und handelte nicht fanatisch. Die neue schöne Stadt des Sultans zu zerstören, wäre nicht in seinem Interesse gelesen.

Das Buch schließt mit der Sylvesternacht 1683. Der Polenkönig Jan Sobieski hat alles auf eine Karte gesetzt, Kaiser Leopold wieder zu lange gezögert, Ludwig XIV, , der die türkische Expansion gefördert hat, nur kurz das Gewissen gedrückt und Sultan Mehmed das muslimische Freitagsgebet im Stephansdom, seiner neuen wunderbaren Moschee, feierlich begangen.